Wo Schreiber schreiben

Where I WriteVielleicht haben wir uns gefragt, wo die ganzen Bücher entstehen, die wir so lieben. Nein, nicht in welchem Kopf oder Paralleluniversum sondern an welchem Tisch? Wo schreiben SF-Autoren?
In einem Hightech-Ambiente, am Küchentisch, im Bett?

Das Projekt Where I Write hat sich dieses Problems nun fotografisch angenommen. Herausgekommen ist eine Galerie der Schreibstuben bekannter Schriftsteller. Der Fotograf Kyle Cassidy besuchte Autoren wie Samuel Delany, Ben Bova, Michael Swanwick, Harry Harrison, Frederik Pohl und einige mehr und fotografierte sie in ihrer typischen Schreibumgebung, dem Ort ihrer kreativen Arbeit.

Diese wirklich hervorragend fotografierte Serie zeigt vor allem eines: Es ist egal, wo man schreibt. Die meisten haben einen Tisch, ok. Aber die Spannweite ist groß und reicht von klassischen Arbeitszimmer, so wie wir uns das immer ausgemahlt haben, bis hin zum ungemütlichen Blick vor die Wand, bei dem jeder Feng Shui Berater Schüttelfrost bekommt. Andere wiederum lassen sich durch Haustiere stören oder bleiben direkt auf dem Sofa sitzen.

Am coolsten aber, und dies erhöht meine Ehrfurcht vor diesem großartigen Autor noch um weitere Inches, scheint Joe Haldeman zu sein. Das Foto bestätigt, was ich schon in seinem Blog las: Er schreibt die Rohfassung seiner Romane von Hand!

Damit erinnert uns Joe Haldeman auch an die heute kaum noch fassbare Tatsache, das Bücher wie Moby Dick, Die Brüder Karamasow, Lolita … dass ein großer Teil der bis heute relevanten Weltliteratur tatsächlich von Hand geschrieben wurde.
Ganz langsam, langsam, ohne Editierfunktionen und all die funkelnden Features moderner Textverarbeitung, die uns heute die Ablenkung vom wesentlichen so erleichtern.
Und schau an: Joe Haldeman ist nicht umsonst einer der größten Stilisten der SF, sprachlich vergleichbar mit dem zweiten großen Meister der sparsamen aber präzisen Sprache, nämlich Hemingway. Und der hat ja wohl in kleine schwarze Notizbücher geschrieben.

Alles in allem ist diese Fotogalerie wirklich ein sehr schönes Projekt, das hoffentlich fortgesetzt wird.

Link: Where I Write: Fantasy & Science Fiction Authors in their creative spaces

3 Meinungen dazu

Spectre, 15. September 2009, 12:56 Uhr

Auffallend ist, dass die Mehrzahl der AutorInnen scheinbar entweder Hund oder Katze mögen.

Stefan, 15. September 2009, 13:37 Uhr

@Spectre: Ich denke so ein Tierchen kann nützlich sein. Der Autor fühlt sich nicht allein, trotzdem labern sie nicht dauernd dazwischen. Katzen haben halt die komische Eigenart, sich genau dahin legen zu wollen, wo man gerade schreibt.

Daniel, 29. September 2009, 13:36 Uhr

Tolle Bilder dabei. Hätte auch gern mal einen Blick auf Gaimans Arbeitsplatz geworfen 🙂

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